In unserem 1. Teil unserer Magazin-Reihe zum Thema Pflegedokumentation haben wir die Bedeutung der Pflegedokumentation in der modernen Gesundheitsversorgung beleuchtet. Lesen Sie in unserem 2. Teil alles zu den Herausforderungen.
Die Pflegedokumentation ist ein wesentlicher Bestandteil der professionellen Pflege, doch ihre praktische Umsetzung birgt zahlreiche Herausforderungen. Diese erschweren es dem Pflegepersonal, den dokumentarischen Anforderungen gerecht zu werden, ohne dabei die eigentliche pflegerische Arbeit zu beeinträchtigen. Zu den häufigsten Problemfeldern zählen der hohe Zeitaufwand, die Fehleranfälligkeit, die Sprachkenntnisse sowie der zunehmende Dokumentationsdruck.
Zeitaufwand
Eine der grössten Herausforderungen in der Pflegedokumentation ist der erhebliche Zeitaufwand, der für die umfassende und korrekte Dokumentation benötigt wird. Studien zeigen, dass Pflegefachpersonen oft bis zu einem Drittel ihrer Arbeitszeit mit Dokumentationsaufgaben verbringen. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Detaillierte Anforderungen: Gesetzliche Vorgaben und Qualitätsstandards verlangen eine präzise und lückenlose Dokumentation.
- Komplexe Pflegebedarfe: Der Pflegeaufwand bei multimorbiden oder chronisch kranken Patientinnen und Patienten (sehr häufig in der Langzeitpflege) erfordert eine umfangreiche Erfassung von Daten.
- Manuelle Arbeit: In Organisationen ohne oder nicht durchgängig digitalen Lösungen verlängern manuelle Eintragungen die benötigte Zeit erheblich.
Diese zeitliche Belastung führt dazu, dass weniger Zeit für die direkte Betreuung der Patientinnen und Patienten bleibt, was sowohl die Pflegequalität als auch die Zufriedenheit des Pflegepersonals beeinträchtigen kann.

Fehleranfälligkeit
Die umfangreichen und oft repetitiven Anforderungen der Pflegedokumentation erhöhen das Risiko für Fehler. Zu den häufigsten Problemen gehören:
- Unvollständige Eintragungen: In stressigen Arbeitsumfeldern werden wichtige Details manchmal vergessen oder nur ungenau erfasst.
- Doppelte Dokumentation: Wenn Informationen in verschiedenen Systemen oder Formaten festgehalten werden müssen, steigt das Risiko von Inkonsistenzen.
- Missverständliche Formulierungen: Unklare oder uneinheitliche Sprache kann zu Fehlinterpretationen bei Kolleginnen und Kollegen führen.
- Fremdsprachliches Personal: In multinationalen Teams haben nicht alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich in der Dokumentationssprache klar und korrekt auszudrücken. Dies kann zu Missverständnissen oder fehlenden Details führen, insbesondere bei komplexen Sachverhalten.
Fehler in der Pflegedokumentation haben oft weitreichende Konsequenzen, da sie die Kontinuität der Pflege stören und im schlimmsten Fall die Patientensicherheit gefährden können.
Dokumentationsdruck
Ein weiterer wesentlicher Stressfaktor für Pflegefachpersonen ist der zunehmende Dokumentationsdruck. Dieser entsteht durch:
- Wachsende Anforderungen: Gesundheitsbehörden, Versicherungen und weitere Stakeholder verlangen immer detailliertere Nachweise, um Qualität und Wirtschaftlichkeit der Pflege zu sichern.
- Haftungsrisiken: Eine unzureichende Dokumentation kann im Falle von Streitigkeiten oder juristischen Verfahren rechtliche Konsequenzen haben.
- Kontrollmechanismen: Die Überprüfungen durch externe Auditoren (z.B. Krankenversicherungen) verstärkt den Druck, jederzeit perfekte Dokumentationen vorzulegen.
- Personalmangel: Die ohnehin angespannte Personalsituation im Pflegebereich führt dazu, dass der verbleibende Dokumentationsaufwand oft auf wenige Schultern verteilt wird.
- Ertragssicherung: Die Sicherung der Erträge erfordert eine lückenlose Dokumentation, denn nur dokumentierte Leistungen können abgerechnet werden – es wäre fatal, wertvolle Personalressourcen für Leistungen einzusetzen, die mangels Dokumentation nicht vergütet werden.
Dieser permanente Druck beeinträchtigt nicht nur die Arbeitszufriedenheit des Pflegepersonals, sondern kann auch zu Überlastung führen.
Lösungsansätze und Ausblick
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist ein Umdenken in der Pflegedokumentation notwendig. Mögliche Lösungsansätze umfassen:
- Digitalisierung und Automatisierung: Der Einsatz moderner, benutzerfreundlicher Software kann den Dokumentationsaufwand erheblich reduzieren und die Fehleranfälligkeit verringern.
- Standardisierung: Einheitliche Prozesse und klare Vorgaben minimieren Missverständnisse und fördern die Effizienz.
- Sprachförderung: Unterstützung fremdsprachlicher Mitarbeitender durch Sprachkurse, Glossare oder KI-gestützte Übersetzungstools kann die Dokumentationsqualität verbessern.
Fazit

Die Herausforderungen der aktuellen Pflegedokumentation – Zeitaufwand, Fehleranfälligkeit und Dokumentationsdruck – stellen Pflegefachpersonen vor erhebliche Belastungen. Um die Pflegequalität zu sichern und die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen, müssen innovative und praxisnahe Lösungen gefunden werden. Die Automatisierung der Repetitiven Aufgaben, durchgängige digitale Prozesse, Entbürokratisierung und gezielte Unterstützung fremdsprachlicher Mitarbeitender bieten vielversprechende Ansätze, um die Dokumentation zukunftsfähig zu gestalten.
Im nächsten Blogpost werden wir uns vertieft mit den Auswirkungen ineffizienter Dokumentation auf Pflegekräfte und Patienten beschäftigen und zeigen, warum eine effiziente und gut strukturierte Pflegedokumentation unverzichtbar ist, um sowohl die Arbeitsbelastung des Pflegepersonals zu verringern als auch die bestmögliche Versorgung der Patienten sicherzustellen. >> Hier geht es zum Beitrag